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Warum es wichtig ist, dass die 9. Klassen nach Natzweiler-Struthof gefahren sind

Warum es wichtig ist, dass wir nach Natzweiler-Struthof gefahren sind!

52.000 Menschen, die durch staatliche Gewalt verschickt oder verschleppt wurden. Davon allein 17.000 Personen, die während dieser Zeit umkamen. Noch heute gilt das Konzentrationslager Natzweiler, welches im Elsass auf einem Gipfel der Vogesen liegt, als eine der bekanntesten Gedenkstätten, an denen an die Leiden der Opfer zu den Zeiten des Nationalsozialismus gedacht wird. Da unsere Klasse, die 9b, sowie unsere Parallelklasse, die 9a, momentan im Geschichtsunterricht das Thema Nationalsozialismus behandeln, hatten wir in diesem Jahr die Gelegenheit, zusammen mit Herrn Mögle, unserem derzeitigen Referendar Herrn Binder, Herrn Schemp und Frau Dunke das Konzentrationslager Natzweiler zu besichtigen. Als im Jahr 1940 die Nationalsozialisten rosafarbenen Granit in der Nähe des Ortes Natzweiler auffanden, befahl der Reichspräsident der SS den Bau des Konzentrationslagers in der Nähe des gefundenen Gesteins. Der rosa Granit sollte für die Bauvorhaben des Reichs verwendet und von den in Gewahrsam genommenen Menschen des Konzentrationslagers abgebaut werden. Schließlich wurde das Konzentrationslager Natzweiler am 1. Mai 1941 im Weiler ,,Struthof“ offiziell eröffnet und die Qualen und Tötungen der Opfer begannen. Trotz, dass 1944 sowohl das Stammlager als auch die links liegenden Außenlager am Rhein von Nationalsozialisten evakuiert und verlegt wurden, schaffte es das Konzentrationslager, aufgrund seiner rechtsrheinischen Außenlager weiterhin zu existieren. Es wurde am 25. November 1944 als erstes westeuropäisches Konzentrationslager von Amerikanern entdeckt und fand sein endgültiges Ende im Frühling 1945. Zunächst wurde das damalige Konzentrationslager als französisches Gefängnis genutzt, jedoch gegen Ende der 1940er-Jahre in einen zentralen Ort der Erinnerung an die verjagten, gequälten und verstorbenen Opfer der Nationalsozialisten umgestaltet. Mittlerweile wird das Konzentrationslager auch von vielen Schulklassen besichtigt, um über die Geschichte und die Folgen des Nationalsozialismus aufzuklären.

Bei unserem Besuch im Konzentrationslager Natzweiler fällt einem schon von weitem die große, 40 m hohe Gedenkstele im Norden des Lagers auf. Diese stellt eine Flamme, die den abgemagerten Umriss eines Deportierten birgt, dar. Auch dieser Teil der Gedenkstätte hat eine tiefere Bedeutung. 1953 beschloss der französische Staat, eine Gedenkstätte der Deportation zu errichten, um an die ehemaligen Deportierten, die Leute, die durch staatliche Gewalt verschleppt wurden, zu gedenken. Außerdem steht die Gedenkflamme für das symbolische Grab aller Menschen, deren Leiche nie gefunden werden. Des Weiteren können innerhalb des Konzentrationslagers drei Baracken besichtigt werden. Während Herr Mögle zusammen mit unserer Klasse begonnen hat, die Baracken am unteren Teil des Berges zu besichtigen, haben Herr Schemp und Herr Binder gemeinsam mit unserer Parallelklasse die restlichen Baracken angesehen. Die bilingualen Schüler und Schülerinnen wurden gleichzeitig von Frau Dunke auf dem Gelände herumgeführt. Sobald man durch das Eingangstor, welches sowie das gesamte Geländer von Stacheldraht umzäunt ist, gegangen ist, befindet sich auf der linken Seite die erste Baracke, worin sich ein Museum für die Geschichte des Konzentrationslagers Natzweiler befindet. Man hat dort die Möglichkeit, sich viele verschiedene Persönlichkeiten und deren kurze Biografien durchzulesen. Auch gab es die Chance, sich beispielsweise persönliche Briefe oder Papiere mit Angaben der Lebensmittelpläne sowie die Versorgung zu betrachten. Besonders eindrucksvoll waren die echten Ausstellungsstücke, wie zum Beispiel die Kleidung der Inhaftierten oder auch deren Holzschuhe. Wenn wir während unseres Rundgangs Anmerkungen oder Fragen zu bestimmten Gegenständen oder Handlungsabläufen hatten, haben unsere Lehrer versucht, uns so gut es geht, unsere Fragen zu beantworten und uns zu dem Thema aufzuklären. Um zu den weiteren Baracken zu gelangen, muss man einen steilen, unebenen Weg hinunterlaufen. Damit die Gefangengenommenen damals zu ihren Baracken kamen, durften sie allerdings nicht den breiten Weg nach unten verwenden. In der Mitte des Berges befinden sich holprige Treppen, die die Gefangenen benutzen mussten. Unten angekommen befinden sich zwei Baracken. Zum einen das Gefängnis, in welchem sich viele kleine, einzelne Zellen befinden. Die Inhaftierten, die dort hineinkamen, mussten sich auf engstem Raum aufhalten und hatten keinerlei Sozialkontakte. Die Zellen waren gut verriegelt und ließen nur einen kleinen Spalt für die Essenslieferung frei. Für viele Menschen war dieses Gefängnis nur ein Aufenthaltsort, bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie vergast oder durch Arbeit umgebracht wurden. Zudem befindet sich am unteren Teil des Berges die Baracke mit den Verbrennungsöfen und der Krankenstation. Häftlinge, die innerhalb des Konzentrationslagers auf die Krankenstation kamen, wurden nicht dorthin gebracht, um geheilt zu werden. Innerhalb der Baracke befand sich auch ein Seziertisch, welcher genutzt wurde, um pseudomedizinische Versuche an den Erkrankten durchzuführen, als auch ein Verbrennungsofen, um die Leichen der Insassen möglichst schnell verbrennen zu können. Für Besucher derzeit nicht zugänglich waren die Gaskammern, welche sich etwas weiter weg vom Konzentrationslager befinden und welche wir deshalb nicht besichtigen konnten.

Das Konzentrationslager nicht nur auf Bildern, sondern auch von Nahmen zu erleben, verdeutlicht einem noch mehr, welche grausamen Taten zu damaligen Zeiten vollbracht wurden. Um dieses historische Geschehen an einem ebenfalls historischen Ort zu begreifen und die Geschichte der NS-Zeit zu verstehen, eignet sich die Gedenkstättenfahrt ebenso sehr gut. Das Wissen über diese Zeit kann dabei helfen, zu verhindern, dass sich so etwas noch einmal heutzutage wiederholt. Außerdem ist es wichtig, an all die Menschen, die genötigt, gequält und getötet wurden, zu gedenken und die Opfer nicht zu vergessen. Dass wir also nach Natzweiler-Struthof gefahren sind, ist von großer Bedeutung, da wir die Möglichkeit hatten, an einem realen Ort wie dem Konzentrationslager die Geschichte der NS-Zeit besser zu verstehen und daraus zu lernen.

Giulina Müller, 9b